Perfektion ist nicht nebenbei erreichbar
Schiebetüren. Manche Dinge gehören zum grundsätzlichen Bestandteil eines Baus, weil sie von Beginn an mit eingeplant werden müssen. Das ist auch so, wenn Schiebetürschienen bündig in Betondecken verbaut werden sollen. Das betrifft eine ganze Kette an Planern und Handwerkern.
Zur Königsdisziplin im Bereich der Schiebetüren für den Innenraum gehören sicher raumhohe Türen, deren Laufschienen bündig in die Decke eingelassen werden. Ein solches Türblatt wirkt dann wie ein Stück Wand, das seitlich bewegt werden kann, da unten und oben nur minimale Fugen sichtbar sind. Keine Schiene oder Blende stört das Bild.
Geschossdecken aus Beton
Der Begriff ‹einlassen› könnte den Eindruck erwecken, dass bei einer fertigen Betondecke der notwendige Kanal für die Schiene einfach ausgefräst werden kann. Leider ist das nicht so, und immer wieder entstehen Probleme, weil Grundlegendes im Ablauf und bei den Verantwortlichkeiten nicht eingehalten wird. Das beginnt schon bei den Kenntnissen der wichtigsten Zusammenhänge für so eine Deckenschiene. Die Betonmasse besteht zur Hauptsache aus Zement und Kies, mit an die Anforderungen entsprechenden Steindurchmessern. Diese Masse erfüllt in etwa dieselbe Aufgabe wie das Lignin beim Holz – ist also für den Zusammenhalt, das Volumen und die Druckstabilität zuständig. Wo ein feines Netz an Zellulosefasern beim Holz für Zugfestigkeit in alle Richtungen sorgt, übernimmt eine wesentlich gröbere Gitterstruktur aus Armierungseisen diese Aufgabe bei Betonelementen.
Diese sogenannte Bewehrung wird von einem Statiker entsprechend den Anforderungen berechnet und nach seinem danach erstellten Bewehrungsplan individuell auf der Betonschalung zusammengebaut. Abstandsleisten zwischen den Armierungseisen und der Schalung darunter sorgen für die konstant notwendige Distanz der Bewehrung zur späteren unteren Aussenfläche des Betonelementes. Innerhalb dieser Bewehrungsgitter werden oft noch Elektrorohre und auch wasserführende Leitungen gelegt, bevor die Betonmasse gegossen wird. Würde man also anschliessend in das fertige Betonelement einen Kanal schneiden, würden auf einer längeren Strecke auch Armierungseisen durchtrennt, wodurch die gewünschte statische Wirkung nicht mehr gegeben ist.
Schienenformate und Konsequenzen
Auch wenn es verschiedene Hersteller für Schiebetürsysteme gibt, handelt es sich bei den Laufschienen in der Regel um U-förmige Profile, damit die Laufwagen in deren geschützten Innenbereich unterwegs sind. Solche Türen werden vor allem in gehobenen Wohnräumen, aber auch in öffentlichen Bereichen und sogar bei Brandschutztoren eingesetzt. Entsprechend sind am Markt eine Vielzahl sehr unterschiedlicher geeigneter Systeme erhältlich.
Eine flächenbündige Schiene bedeutet, dass die Betondecke über einen Kanal in geeigneter Grösse verfügen muss. Das heisst für dessen Tiefe, dass über der Schiene genügend Platz zum Ausnivellieren vorhanden sein muss und die Schiene so weit über die Betonunterkante vorstehen muss, dass der Gipser mit seinem Weissputz bündig abschliessen kann – das sind mindestens 5 mm. Das heisst, dass vor dem Giessen eine mehr als schienenlange Holzleiste mit der erforderlichen Höhe an der gewünschten Position auf die Schalung angebracht werden muss, die nicht einfach von der Armierung und anderen Rohren zusammengedrückt werden kann. Da die exakte Ausrichtung auf der Schalung sehr schwierig ist, soll diese Leiste etwa 25 mm breiter als die Schiene sein. Damit lässt sich diese später in dem Kanal besser positionieren, und die Gipser haben genug Platz, um die beidseitig vorhandenen Spalten mit Grundputz zu füllen.
Keine Kollisionen bei der Befestigung
Da die vom Beschlägehersteller angegebene Anzahl und Position der Befestigungspunkte unbedingt eingehalten werden müssen, dürfen die Schrauben auf keinen Fall mit Armierungseisen oder gar Leitungen kollidieren. Idealerweise sorgt eine entsprechend hohe Abstandsleiste auf der Holzleiste für diesen Freiraum in der Betonmasse.
Bereits die Holzleiste für den Kanal kommt in aller Regel der üblichen Höhe des Bewehrungsnetzes in die Quere. Der Schienenkanal muss somit schon von allem Anfang an vom Architekten mit eingeplant werden, da der Statiker diesen bei der Erstellung des Bewehrungsplanes zu berücksichtigen hat. Damit muss dann auch die Schaffung sowie die Kontrolle des Schienenkanals organisiert sein. Später kann an diesem dann kaum noch etwas korrigiert werden.
Umgang mit gerissenem Beton
Die Schwerkraft gehört zu unserer Welt, und sobald eine Geschossdecke ausgehärtet ist und die Schalung mit ihren Stützen entfernt wird, zeigt sich ihre Wirkung. Jede horizontale Betonfläche senkt sich dann minimal – sprich, sie hängt etwas durch. Während an der oberen Fläche das Material leicht gestaucht wird, entstehen auf der unteren Fläche ganz kleine Risse. Man spricht dann von gerissenem Beton.
Das, und der Umstand, dass die Bewegung der Laufwagen in der Schiene leichte Vibrationen verursachen, verlangen nach der strikten Verwendung von Befestigungsmitteln, die für den Einsatz in gerissenem Beton geeignet sind. Jegliche Kunststoffdübel wandern zum Beispiel mit der Zeit nach unten und sind daher nicht erlaubt.
Die Fischerwerke GmbH aus Deutschland bietet beispielsweise den Nagelanker «FNA II» an, der mit seinem Spreizclip eine kurze Verankerungstiefe benötigt und eingeschlagen wird.
Von der Profix AG aus Lausen BL gibt es unter anderem die Betonschraube «Profix PBS-F», die ebenfalls die erforderlichen Eigenschaften mit sich bringt.
Fugen um die Laufschiene
Das Metall der Laufschiene sowie deren leichte Vibrationen bei den Türbewegungen vertragen sich nicht mit dem starren Verputz der Decke. Wenn dieser an der Schiene haftet, kann es in der Deckenfläche zu Rissen kommen. Damit das nicht passiert, werden vom Gipser oder Schreiner Trennbänder an der Schiene angebracht, die unterkant bündig mit dem rohen Beton abschliessen. So können die beidseitigen Spalten mit Putz aufgefüllt und die Decke mit Weissputz überzogen werden. Anschliessend wird mit der Putzkelle entlang der Schienenkante bis zur Trennbandkante durchgefahren, wodurch eine feine Trennfuge entsteht. Alternativ kann der Gipser auch Abschlussprofile verwenden – allerdings dann mit Kellenschnitten bis zum Kanalgrund.