«Der Unfall hat mir einiges bewusst gemacht»
Eduard Schär, 35, ist Holzbautechniker HF und führt heute eine eigene Gerüstbau-GmbH. Seit 2016 ist er Mitglied von Baukader Schweiz – und überzeugt von der Unterstützung, die ihm der Verband bietet. Im Gespräch erzählt er, wie er zum Gerüstbau kam, warum er bis heute selber Hand anlegt und was ihm
Eduard, du bist Holzbautechniker, aber heute im Gerüstbau tätig. Wie kam es dazu?
Nach der Ausbildung zum Zimmermann und einem Praktikum in einem Ingenieurbüro habe ich mich 2016 selbstständig gemacht. Mein Vater war Gerüstbauer, ich konnte viele seiner Kunden übernehmen, als er in Pension ging. Anfangs führte ich eine Einzelfirma, später wandelte ich sie in eine GmbH um.
Machst du jetzt nur noch Gerüstbau?
Anfänglich machte ich über die Hälfte des Umsatzes im Holzbau. Aber es war schwierig, beide Bereiche auf hohem Niveau zu führen. Ich bin ein Ein-Mann-Betrieb mit temporärer Unterstützung – da musste ich mich entscheiden. Heute bin ich zu rund 90 Prozent im Gerüstbau tätig.
Du bist auch Mitglied bei Baukader Schweiz. Wie kam es dazu – und was bringt dir das?
Ein Kollege hat mich 2016 darauf aufmerksam gemacht, seither bin ich Mitglied. Wir tragen viel Verantwortung, auch rechtlich. Es hilft enorm, bei Fragen auf Expertise zurückgreifen zu können – das war mir schon mehrmals nützlich.
Und der Holzbau ist ganz vom Tisch?
Nicht ganz. Ich mache nach wie vor kleinere Sachen – privat oder saisonal. Letzthin habe ich ein Dach neu eingedeckt und statische Verstärkungen gebaut. Aber das ist eher die Ausnahme.
Was ist dir in deinem Berufsalltag besonders wichtig?
Ich arbeite bewusst selbst mit draussen auf der Baustelle, rund achteinhalb Stunden täglich. Das ist für mich eine Frage der Haltung. Ich schulde das meinen Kunden, und es macht mir auch Freude. Im Büro bin ich nur ein bis zwei Stunden am Tag. Gerüstdemontagen gebe ich manchmal ab, aber den Rest mache ich selbst.
Was war deine spannendste Baustelle bisher?
Der Umbau meines eigenen Hauses. Es ist alt, vieles war improvisiert – Lösungen ergeben sich oft erst im Machen. Genau das mag ich.
Was sind deine grössten Herausforderungen?
Gute Leute zu finden. Ich arbeite mit zwei bis drei Temporären. Für Festanstellungen sind wir zu klein. Der Job ist körperlich hart, wetterabhängig, viele steigen schnell wieder aus.
Was gefällt dir besonders an deiner Arbeit?
Die Abwechslung. Im Holzbau schätze ich die Präzision, im Gerüstbau die Begegnungen. Wenn ein Gerüst spurlos verschwindet, war’s perfekt. Aber ich frage mich manchmal schon: Will ich das für immer machen? Wahrscheinlich nicht. Aber im Moment passt es.
Gab es ein Schlüsselerlebnis, das dich zum Nachdenken brachte?
Ja, 2018 hatte ich einen Unfall. Beim Verladen kippte ein Teil um, ich wurde vom Wagen geschleudert und brach mir das Schienbein. Die Heilung dauerte anderthalb Jahre. In der Zeit begann ich ein Ingenieurstudium, aber am Ende zog es mich zurück auf die Baustelle.
Wie bringst du Beruf und Familie unter einen Hut?
Ich habe drei Kinder, das vierte ist unterwegs. Die Wochenenden gehören der Familie. Und montags höre ich früher auf – dann ist jeweils ein Kind mit Mama oder Papa allein unterwegs. Das tut allen gut.