Luftbefeuchtung und Trocknung in der Holzverarbeitenden Industrie:
Wie unterscheiden sich die Anforderungen in der Parket Herstellung, die Anforderungen in der Türen- und Fensterproduktion oder die Anforderungen in der Möbelherstellung?
Grafische Übersicht
Allgemeines zur Luftfeuchte in der Holzverarbeitung
Holz ist hygroskopisch – es nimmt Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf oder gibt sie ab, bis ein Gleichgewicht zwischen Holzfeuchte und Luftfeuchte besteht (Gleichgewichtsfeuchte).
-
Zu trockene Luft → Holz schwindet, es entstehen Risse, Verwerfungen oder Fugen.
-
Zu feuchte Luft → Holz quillt, verzieht sich, Leimfugen können aufbrechen, Schimmelgefahr.
-
Die optimale relative Luftfeuchte in Produktions- und Lagerbereichen liegt meist zwischen 40 % und 60 % r. F., bei Temperaturen um 18–22 °C.
1. Parkettherstellung
Besonderheiten:
-
Parkett besteht oft aus Massivholz oder mehrschichtigem Vollholzträger mit Furnier.
-
Präzise Passgenauigkeit der Lamellen und Fugen ist entscheidend.
-
Holzfeuchte vor Verarbeitung typischerweise 7–9 % (Innenraum-Endverwendung).
Anforderungen:
-
Luftfeuchte: 45–55 % r. F.
-
Temperatur: 18–22 °C
-
Bei zu trockener Luft in der Fertigung entstehen offene Fugen nach dem Verlegen.
-
Bei zu hoher Luftfeuchte → Holz dehnt sich → Verlegeprobleme, Spannungen im Boden.
-
Trocknung der Rohware muss kontrolliert erfolgen, um Spannungsrisse zu vermeiden (mehrstufig, oft mit Klimakammern).
2. Türen- und Fensterproduktion
Besonderheiten:
-
Kombination aus Massivholz, verleimten Lamellen und oft Glas.
-
Präzise Maßhaltigkeit ist wichtig, da Einbau im Baukörper keine großen Maßtoleranzen erlaubt.
-
Holzfeuchte vor Verarbeitung: 12–14 % (da Bauelemente oft auch in weniger beheizten Räumen verbaut werden).
Anforderungen:
-
Luftfeuchte: 50–60 % r. F.
-
Temperatur: 18–22 °C
-
Bei zu trockener Luft nach Produktion: Gefahr von Rissen in Rahmen und Profilen.
-
Bei zu hoher Luftfeuchte: Aufquellen, schwierige Montage, späteres Schrumpfen.
-
Klimagesteuerte Trocknung von Kanteln (lamellierte Träger) notwendig, um Verzug zu minimieren.
3. Möbelherstellung
Besonderheiten:
-
Kombination unterschiedlicher Werkstoffe (Massivholz, Spanplatte, MDF, Furnier, Lacke).
-
Möbel werden überwiegend in beheizten Innenräumen verwendet.
-
Holzfeuchte vor Verarbeitung: 8–10 % (Massivholzkomponenten).
Anforderungen:
-
Luftfeuchte: 40–55 % r. F.
-
Temperatur: 18–22 °C
-
Bei zu trockener Luft: Fugenbildung bei Massivholzplatten, Risse im Furnier.
-
Bei zu feuchter Luft: Kantenverzug, Lackprobleme (längere Trocknungszeit, Oberflächenfehler).
-
Möbelteile müssen in klimatisierten Lagern akklimatisieren, bevor sie weiterverarbeitet werden.
Fazit – Vergleich der Sollwerte
Produktionsbereich | Holzfeuchte vor Verarbeitung | Luftfeuchte % r.F. | Temperatur | Hauptgefahr bei falscher Feuchte |
---|---|---|---|---|
Parkett | 7–9 % | 45–55 % | 18–22 °C | Fugenbildung oder Aufquellen |
Türen/Fenster | 12–14 % | 50–60 % | 18–22 °C | Risse oder Verzug |
Möbel | 8–10 % | 40–55 % | 18–22 °C | Fugen, Risse, Lackfehler |